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10.10.2022
Die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain ist Partner des Sportkreis Frankfurt bei der diesjährigen Europäischen Woche des Sports gewesen. Im Interview ziehen Tilman Wittershagen, Vorstandsmitglied der Wirtschaftsinitiative, und Roland Frischkorn, Vorsitzender des Sportkreises, Bilanz und schauen auf kommende Aufgaben und Projekte.
Was steckt hinter dem Engagement der Wirtschaftsinitiative bei der Europäischen Woche des Sports - und kann der Wirtschaftsstandort Rhein-Main von einer starken Sportstadt profitieren?
TW: Die Wirtschaftsinitiative hat sich zur Aufgabe gemacht, die Zusammenarbeit in der Metropolregion FrankfurtRheinMain zu stärken – und der Sport muss ein Teil hiervon sein. Eine aktive Sportregion fördert die Gesundheit der MitarbeiterInnen und erhöht für unsere Unternehmen die Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Daher greifen wir sehr gern die Idee auf, die Stärken, die der Sport in der Region zweifelsfrei hat, zu bündeln, nach außen zu tragen und damit FrankfurtRheinMain noch attraktiver zu machen.
Gibt es Regionen, die Sie als Beispiel oder Vorbild ansehen würden?
TW: Da müssen wir gar nicht weit schauen. Die Region Rhein-Neckar, Deutschlands kleinste Metropolregion, definiert Sport als wesentlichen Standortfaktor und Aushängeschild und verfügt über insgesamt 80 Erstliga-Mannschaften in rund 30 Sportarten (wie TSG Hoffenheim, Adler Mannheim, RheinNeckar Löwen). Jedes Jahr werden die Jahresbesten mit dem SportAward RheinNeckar gekürt. Es gibt den RheinNeckar FußballCup ebenso wie den RheinNeckar HandballCup. Vergleichbare Sportereignisse auf Ebene der Metropolregion FrankfurtRheinMain sucht man vergebens. Ganz zu schweigen von der Ausrichtung nationaler oder internationaler Wettkämpfe, wie in Berlin mit den Finals in 14 Sportarten, den European Championships 2022 in München mit der Vereinigung von 9 Europameisterschaften unter einem Dach oder aktuell der Bewerbung der Metropolregion Rhein-Ruhr für die FIFA Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2027. Events wie diese nehmen eine begeisterungsfähige Bevölkerung mit, sind identitätsstiftend, verbessern das Image als Sportregion und können mit klugen Nachhaltigkeitskonzepten beispielgebend sein.
Wie lautet denn die Sportkreis-Bilanz der Europäischen Woche des Sports, und wie hat die Erweiterung der Aktionswoche auf andere Sportkreise im Rhein-Main-Gebiet gewirkt?
RF: Wer mich kennt, weiß, dass mein Credo lautet: Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser geht! Und deshalb arbeiten wir als Sportkreis daran, seitdem wir selbst Veranstalter sind, immer besser zu werden. Wir haben konsequent das Konzept dezentraler Angebote umgesetzt und damit die Einbindung der Vereine in den Stadtteilen und im Wohnumfeld der Menschen. Highlights im Frankfurter Hafenpark und in der Fabriksporthalle am Sportkreis-Sitz in Fechenheim kamen dazu. Die dezentralen Aktionen waren und sind deshalb so wichtig, weil wir damit die Menschen dort erreichen, wo sie leben, das stärkt die Gemeinschaft. Die Partnersportkreise Main-Taunus, Hochtaunus, Offenbach und Groß-Gerau waren aktiv mit von der Partie, aber auch hier gilt: Wir können das noch besser! Von dem Partner Wirtschaftsinitiative können wir uns als Sport noch Hilfestellung holen, wie die Zusammenarbeit verstärkt und noch effektiver werden kann.
Es gab nicht nur zahlreiche Aktivangebote, es wurden auch viele Themen diskutiert anlässlich der Europäischen Woche des Sports, von der Energiepreiskrise und den Auswirkungen auf die Vereine bis zum Sport im öffentlichen Raum - was nehmen Sie als besondere, vielleicht bleibende Eindrücke der Woche mit?
TW: Als erstes die Erkenntnis, dass wir als Region dem Thema Sport deutlich mehr Aufmerksamkeit widmen müssen, damit er weiterhin seine gesellschaftliche Aufgabe erfüllen kann; sei es beim Thema Teilhabe, Ehrenamt, Identität, Integration oder Gesundheit bis hin zu seiner Funktion als Aushängeschild für eine gesamte Region.
Bemerkenswert ist insbesondere die große Vielfalt an Sportarten in unserer Region. Da ist für jeden und jede etwas dabei – bis hin zu Sportförderschulen für unsere künftigen ProfisportlerInnen. Diese positiven Aspekte sollten künftig noch deutlich besser vermarktet werden, insofern ist die Europäische Woche ein geeigneter Anlass, die Vielfalt unserer Sportregion einmal wieder ins Scheinwerferlicht zu stellen.
Es bleibt allerdings auch die Erkenntnis, dass der Sport bei den vielfältigen politischen Rettungspaketen keine Berücksichtigung fand und dass den Vereinen, aus der Coronakrise kommend, vielfach die Substanz fehlt, nun die Energiekrise zu meistern. Daher droht mit Einsetzen des Winterhalbjahres eine drastische Einschränkung der Sportangebote. Hier fehlt die öffentlich Debatte über die brennende Frage, welchen Beitrag die Politik zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Sportregion leisten kann.
RF: Die vielen Angebote im öffentlichen Raum, vor allem am Mainkai, aber auch an der Zeil, haben die notwendige Diskussion über Gestaltung und Nutzung unserer Städte und Kommunen vorangebracht. Diesen Impuls müssen wir aufnehmen und dafür die Zeit bis zur nächsten Europäischen Woche in der letzten September-Woche des Jahres 2023 nutzen. Zugleich wurde die aktuelle Situation der Vereine vor dem Hintergrund der Pandemie-Folgen, der Energiepreiskrise und der Inflation bei mehreren Anlässen intensiv thematisiert, diese Aufmerksamkeit gerade auch aus Medien und Politik hilft den vielen Ehrenamtlichen. Vereine brauchen diese Sichtbarkeit und auch eine Angebotserweiterung, um Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen. Sport im öffentlichen Raum ist ein niederschwelliger Einstieg für viele, vielleicht auch, um dabei für sich festzustellen, dass Sport und Bewegung gut tun, körperlich und mental. Es beschäftigt mich seit Jahren, dass das Rhein-Main-Gebiet eine der im Sport stärksten Regionen Deutschlands darstellt, dies aber nach außen so nicht deutlich gemacht wird. Es fehlt manchmal, da wiederhole ich mich, noch am Zusammenspiel. Sport und Bewegung, ganz egal wo, schaffen ein neues Miteinander, ein gutes Lebensgefühl. Es muss unser Ziel sein, wieder ein stärkeres Miteinander zu erreichen anstelle eines Gegeneinanders. Dafür braucht es auch den Mut, manche Dinge anders und neu zu denken. Wir brauchen nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern sollten entschlossen Chancen ergreifen.
Fotos, honorar- und rechtefrei: Roland Frischkorn, Sportkreis Frankfurt e.V. und Tilman Wittershagen, Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain
Die Europäische Woche des Sports ist eine Kampagne der Europäischen Kommission mit dem Ziel, die Menschen in Europa für einen aktiveren Lebensstil zu gewinnen. Initiatoren der Europäischen Woche des Sports sind das Sportland Hessen, die Sportstadt Frankfurt am Main, der Deutsche Turnerbund und der Landessportbund Hessen. Der Sportkreis Frankfurt ist Ausrichter - er vertritt die Interessen der ca. 420 Frankfurter Turn- und Sportvereine sowie über 260.000 Sportler:innen und steht zudem an der Seite der freien Szene, also der Sportler:innen ohne Vereinszugehörigkeit. Zum Partnernetzwerk zählen zudem die Premiumpartner Mainova, die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain und Lotto Hessen sowie weitere Partner.