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SKIB Abzeichen feiert Jubiläum

Sport- und Motorik- Test seit über 10 Jahren

(Pressemitteilung) Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die „Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ der Arbeitsgruppe „Bewegungsförderung im Alltag“ raten, dass sich Kinder ab dem Grundschulalter täglich mindestens 90 Minuten in moderater bis hoher Intensität bewegen sollen. Davon können 60 Minuten aus Alltagsaktivitäten bestehen, beispielsweise der Fußweg zur Schule.

„Schulkids in Bewegung“ bewegt Grundschulkinder

Aufgrund der Zunahme von Übergewicht und Entwicklungsdefiziten bei Schulanfänger*innen und den gravierenden Veränderungen in der Schullandschaft, haben der Sportkreis Frankfurt e.V. und die Stadt Frankfurt am Main im Jahr 2011 gemeinsam ein Projekt zur nachhaltigen Bewegungsförderung ins Leben gerufen, dass die Arbeit von Sportvereinen und Schulen integriert und langfristige Kooperationen fördert: „Schulkids in Bewegung“. Durch Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen sowie den Projekt-Bausteinen „SKIB Festival“, „Trink dich fit – denn Durst macht schlapp“ und dem „SKIB Abzeichen“ möchte das Projekt mehr Bewegung in den Alltag von Schulkindern bringen, sie für Vereinssport begeistern und nachhaltige Strukturen schaffen, die solche Kooperationen ermöglichen.

Das SKIB Abzeichen feierte dabei im vergangenen Schuljahr sein 10-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass blickten wir mit unserem Vorsitzenden, Roland Frischkorn, sowie Prof. Dr. Christopher Heim und Jasmin Czogalla von der Goethe-Universität Frankfurt, die uns seit Jahren unterstützen, zurück auf die Anfänge und sprachen über die Entwicklung des SKIB Abzeichens und dessen Bedeutung.

Interview mit Roland Frischkorn, Christopher Heim und Jasmin Czogalla

Prof. Dr. Christopher Heim (CH), 52 Jahre, ist Leiter des Arbeitsbereichs Sportpädagogik und Sportdidaktik am Institut für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Seine Forschungsschwerpunkte: Entwicklung und Förderung motorischer Basiskompetenzen, Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen, Ausbildung und Professionalisierung von Sportlehrkräften, Einsatz digitaler Medien im Sport(unterricht).

Jasmin Czogalla (JC), 35 Jahre, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Arbeitsbereich Sportpädagogik am Institut für Sportwissenschaften der Goethe- Universität Frankfurt. Ihre Forschungsschwerpunkte: Elterliche Unterstützung für die körperlich-sportliche Aktivität von Grundschulkindern, Motorische Basiskompetenzen.

Roland Frischkorn (RF), 71 Jahre, ist seit 25 Jahren Vorsitzender des Sportkreises Frankfurt, welcher in diesem Jahr sein 80-jähriges Jubiläum feiert. Durch sein Amt als Vorsitzender gibt es in Frankfurt wohl kaum eine Sportstätte, keine Sport- und Vereinseinrichtung, keine Sportfunktionäre, die er nicht bestens kennt. Roland Frischkorn ist auch ein nimmermüder Streiter für das Zusammenspiel der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kräfte über kommunale Grenzen hinaus – besonders für den Sport.

Roland, warum wurde das SKIB Abzeichen ins Leben gerufen?

RF: Für die geistige, körperliche und soziale Entwicklung von Kindern sind Sport und Bewegung unverzichtbar. Sport stärkt nicht nur das Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit, er fördert auch die motorischen und sprachlichen Fähigkeiten. Vor allem die Schule sollte eine Umgebung bieten, die zu Aktivität, Bewegung sowie Spiel und Sport einlädt, um den zunehmend sitzenden Lebensstil der Kinder auszugleichen. Das SKIB Abzeichen testet seit dem Schuljahr 2014/2015 spielerisch die motorischen und sportartbezogenen Fähigkeiten der Kinder. Damit möchten wir ihnen grundsätzlich den Zugang zum Sport ermöglichen, aber auch die geeignete Sportart für sie finden. Denn wenn Sport die Interessen und auch individuellen Stärken der Kinder fördern soll, muss er ihnen auch Spaß machen, um nachhaltig ausgeführt zu werden. Wir freuen uns sehr, dass wir für diese Mission die Goethe-Universität als langjährigen und verlässlichen Partner gewinnen konnten!

Die erfolgreiche Kooperation mit der Abteilung Sportpädagogik der Goethe- Universität Frankfurt am Main besteht bereits seit über 10 Jahren. Welche Aufgaben übernimmt die Uni hierbei?

CH: Unser Institut unterstützt den Projekt-Baustein insbesondere durch die Konzeption, Durchführung und Auswertung des SKIB Abzeichens. Wir schulen die Hilfskräfte, terminieren die Schulen, führen die Testung durch und werten anschließend die Daten aus. In der Planung arbeiten wir eng mit dem Sportkreis zusammen.

Welche Aufgaben müssen von den Kindern absolviert werden und warum wurden diese ausgewählt?

JC: Das SKIB Abzeichen umfasst insgesamt zwölf Aufgaben, die drei zentralen Bewegungsbereichen zugeordnet sind:

  • Im Bereich „Körperkoordination“ absolvieren die Kinder Aufgaben wie

Balancieren, Rollen, Laufen und Springen.

  • Im Bereich „Objektkoordination“ steht der Umgang mit Sportgeräten im

Vordergrund, hier werden Fangen, Werfen, Prellen sowie Dribbeln getestet.

  • Der dritte Bereich betrifft die konditionellen Fähigkeiten: Hier überprüfen wir die Kraftausdauer der Beine, des Rumpfes und der Arme sowie die Sprintschnelligkeit auf 20 Meter.

CH: Die Aufgaben wurden so ausgewählt, dass sie ein möglichst breites Spektrum sportartübergreifender motorischer Basiskompetenzen abbilden, gleichzeitig aber altersgerecht und spiel-nah gestaltet sind. Damit sind sie sowohl diagnostisch aussagekräftig als auch für Erstklässler*innen motivierend und bewältigbar.

Was ist das Besondere am SKIB Abzeichen?

CH: Das SKIB Abzeichen ist nach unserem Kenntnisstand der einzige Test in Deutschland, der in dieser Form sowohl motorische Basiskompetenzen als auch konditionelle Fähigkeiten gleichermaßen berücksichtigt – und das speziell im Kontext der Schuleingangsphase. Besonders hervorzuheben ist, dass die Aufgaben kompetenzorientiert formuliert sind und sich eng am Hessischen Kerncurriculum für den Sportunterricht orientieren. Darüber hinaus ist der Test explizit auf die Zielgruppe der Erstklässler*innen zugeschnitten – sowohl hinsichtlich der motorischen Anforderungen als auch unter motivationalen Gesichtspunkten. Diese Kombination macht das SKIB Abzeichen zu einem inhaltlich fundierten und gleichzeitig kindgerechten Instrument der Bewegungsdiagnostik. Der Erfolg dieses Konzepts zeigt sich nicht zuletzt darin, dass aus dem SKIB Abzeichen heraus der Hessische Bewegungscheck entwickelt wurde, mit dem das Testkonzept erfolgreich auf die dritte Jahrgangsstufe ausgeweitet werden konnte.

Warum ist diese wissenschaftliche Begleitung so entscheidend für das Projekt?

RF: Das SKIB Abzeichen ermöglicht mit geringem Aufwand zuverlässige und individuelle Aussagen über die motorischen und sportartenbezogenen Fähigkeiten der getesteten Kinder. Die daraus resultierenden Ergebnisse und Empfehlungen sollen dabei helfen, auf die Begabungen des Kindes einzugehen und diese zu fördern. Zudem werden vorhandene motorische Schwächen des Kindes in der Auswertung aufgezeigt, so dass diese gegebenenfalls gezielt ausgeglichen werden können. Für solch eine entscheidende Empfehlung ist es unabdingbar, dass die Testung auf wissenschaftlichen Grundlagen beruht und von entsprechend geschultem Personal durchgeführt und begleitet wird. Nur so können wir gewährleisten, einen echten Mehrwert zu bieten. Darüber hinaus können wir anhand der wissenschaftlichen Begleitung auch immer reflektieren, ob wir mit den einzelnen Bausteinen auf dem richtigen Weg sind und diese gegebenenfalls anpassen.

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen sich aus den Ergebnissen des SKIB Abzeichens ableiten?

CH: Aus der mittlerweile zehnjährigen Datenerhebung ergeben sich mehrere bedeutsame Erkenntnisse: Zum einen können wir über die Jahre hinweg Entwicklungen im Längsschnitt nachzeichnen, etwa, ob und wie sich motorische Kompetenzen bei Grundschulkindern verändern. Zum anderen ermöglichen uns die Daten Vergleiche zwischen einzelnen Schulen oder Stadtteilen. So lassen sich Rückschlüsse auf die Sport- und Bewegungsangebote im jeweiligen sozialen Umfeld ziehen – mit Blick auf eine gezielte kommunale Sportentwicklungsplanung.

JC: Ein weiterer wichtiger Befund stammt aus einer ergänzenden Elternbefragung, die wir im Rahmen des Projekts durchgeführt haben: Schon allein die Rückmeldung über die individuellen Testergebnisse führt dazu, dass in vielen Familien das Thema Bewegung und Sport stärker ins Bewusstsein rückt. Das SKIB Abzeichen leistet also nicht nur eine diagnostische Funktion, sondern hat auch eine aktivierende Wirkung – es trägt konkret zur Bewegungsförderung von Kindern in Frankfurt bei.

Über die wissenschaftliche Erklärung hinaus: Welchen praktischen Mehrwert bietet das SKIB Abzeichen den teilnehmenden Kindern – aber auch ihren Eltern?

RF: Das Projekt ist nicht ohne Grund ein Vorreiter, der als Vorlage für den Hessischen Bewegungscheck dient. Neben der bereits beschriebenen aktivierenden Wirkung finden Kinder über das SKIB Abzeichen auch niedrigschwellig den Weg in die Turn- und Sportvereine. Denn nach der Auswertung des SKIB Abzeichens erhalten die Eltern nicht nur die Ergebnisrückmeldung und die dadurch abgeleitete, individuelle Sportartenempfehlung. Sie erhalten zusätzlich eine Übersicht der umliegenden Sportvereine. Durch das gesamte Projekt „Schulkids in Bewegung“ schaffen wir also mehr Bewegungs-Stunden an den Schulen und bringen neben Schulen und Vereinen auch die Kinder und ihre Familien selbst mit den Vereinen zusammen. Ein Mehrwert für alle Beteiligten!

Kontakt zum Projekt Schulkids in Bewegung (SKIB) des Sportkreises Frankfurt:

Laura Stolzenberg | Projektleiterin

E-Mail: laura.stolzenberg@sportkreis-frankfurt.de | Tel.: 069 40 35 79 52

Johanna Busch | Projektmitarbeiterin

E-Mail: johanna.busch@sportkreis-frankfurt.de | Tel.: 069 97 67 15 50

Der Sportkreis Frankfurt e.V. ist die Dachorganisation der Frankfurter Turn- und Sportvereine und dem Landessportbund Hessen angeschlossen. Er vertritt die Interessen der rund 415 Frankfurter Turn- und Sportvereine mit über 340.000 Sportlerinnen und Sportlern nach innen und außen. Dabei unterstützt er die Vereine zum Beispiel bei Zuschüssen, Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliedergewinnung und Weiterentwicklung von Sportangeboten.

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